Mieten versus kaufen

22. November 2017

Ist kaufen immer sinnvoller?

Stellt man einem Laien diese Frage, wird er auf jeden Fall – ohne länger zu überlegen – mit „Aber sicher!“ antworten. Er wird begründen: „Das, was monatlich an Miete bezahlt wird, kann genauso gut als Rate an die Bank gehen. Dafür gehört einem dann aber was!“

Stellt man dieselbe Frage dann Christian Dibiasi, Inhaber der Immobilienagentur Wohnart Immobilien, lautet die Antwort wie folgt: „Kaufen ist dann sinnvoll, wenn bereits Startkapital vorhanden ist, sonst geht die Rechnung nicht immer auf.“ Und wenn man nachrechnet, ist seine Aussage eigentlich ganz einfach nachzuvollziehen: Eine Durchschnittswohnung in Südtirol – drei Zimmer auf ca. 70 qm – kostet, je nach Lage, um die 250.000 Euro. Zahlt man das in 20 Jahren ab, ergibt sich eine monatliche Rate von 1000 Euro. Zu diesem Betrag gesellen sich dann aber noch die Zinsen! Also wird es ohne Startkapital und mit durchschnittlichem Gehalt gewiss schwierig werden, eine Wohnung abzubezahlen, ohne dass Druck entsteht, der die Freude am Besitz vielleicht zu trüben vermag. Demnach ist ein Immobilienkauf laut Christian erst ideal, wenn man 20–30% Eigenkapital aufbringen kann – zum Teil wird dies mittlerweile von Banken auch so gefordert.

Zusammengefasst:

Der Gedanke, dass Wohneigentum ohne starke finanzielle Zusatz-Belastung gekauft werden kann (mit Mietzahlungen verglichen), hat in den meisten Fällen leider nicht viel mit der Realität zu tun. De facto haben sich die Kaufpreise in den letzten Jahren erhöht – das Einkommen der meisten Menschen ist jedoch gleich geblieben. Somit stellen die monatlichen Zahlungen von Tilgung plus Zins für viele eine Belastung dar. Und auch die Kaufnebenkosten sollten nicht unterschätzt werden – sie liegen schnell mal bei zehntausenden Euro.

Das Miet-/Eigentumsverhältnis in Südtirol

Trotzdem leben ca. 80% der Bevölkerung Italiens in Eigentumswohnungen. Blickt man im Speziellen auf Südtirol, so ergibt sich: Südtirol hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Haushalten, die Eigentümer ihrer Wohnung sind. Trotz einer leichten Abnahme im Zeitraum 2001-2011, ist die Anzahl der Haushalte, die 2011 in einer Eigentumswohnung leben, sehr hoch: es sind fast 140.000, d.h. 68,5% aller Haushalte.

Außerdem sagen ganze 60% der befragten Personen aus, dass eine hohe finanzielle Ersparnis sie „kaum“ oder „überhaupt nicht“ dazu bewegen könnte, der Eigentumswohnung die Miete vorzuziehen. Über die Hälfte der Befragten würde dies nur aus beruflichen (52%) oder familiären (51%) Gründen tun. Familien ziehen also den Kauf der Wohnung vor, auch wenn dies die Investition der eigenen Ersparnisse bedeutet oder eine längere Verschuldung zur Folge hat.

Gründe für einen Immobilienkauf

Grundsätzlich gibt es laut Christian zwei Gründe, die Menschen zu einem Wohnungskauf bewegen: „Entweder geht es um die Familie und man will für die nächste Generation vorsorgen, oder aber man will investieren. Wobei ersteres auf jeden Fall überwiegt. Auch die beiden Zielgruppen unterscheiden sich hier: Im ersten Fall handelt es sich um junge Eltern zwischen 30 und 40 Jahren; im zweiten Fall geht es eher um ältere Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens etwas erspart haben und dieses nun sinnvoll investieren möchten. Geld ist in Immobilien immer noch relativ gut und sicher angelegt – vielen ist diese Art der Investition einfach lieber als die einfache Deposition auf der Bank.“

Wenn jemand in eine Wohnung investiert und sie anschließend vermieten möchte, macht es sich übrigens bezahlt, in eine kleinere (oder mehrere kleine statt einer großen) Wohnung zu investieren: Die Miete steigt nämlich nicht proportional zur Wohnfläche, deshalb bringen zwei kleine Wohnungen auch mehr Miete ein, als eine große. Auch stellt sich die Frage der Vermietungsart: Privat oder touristisch? „Letzteres ist auf alle Fälle rentabler, jedoch auch aufwendiger. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob einem der Aufwand das Mehr an Geld wert ist“, so Christian.

Und zum Abschluss …

Die letzten Jahre haben sich für das Immobiliengeschäft als eher schwierig gestaltet – mittlerweile gibt’s hier aber wieder einen Aufschwung. Prinzipiell lässt sich jedoch sagen, dass die Sterne für Immobilienkäufe derzeit sehr günstig stehen: schon allein wegen der relativ niedrigen Bankzinsen!